Beiträge getagged mit Mensch
kurzes vergnügen
Verfasst von norbert unter projekt 52 am 2. September 2008
Lange habe ich überlegt, wie ich Sari’s 34. Wochenthema „Vergänglichkeit“ für’s Projekt 52 umsetzen will. „Schönheit ist etwas Vergängliches.“ dachte ich zuerst. Aber ich kenne so viele Gesichter alter Menschen, die ich schön finde – vergänglich ist lediglich das in der Werbung gepriesene Ideal. „Ein Grabstein, na wenn das kein Symbol der Vergänglichkeit ist!“. Das Leben ist so richtig vergänglich, genau. Doch nach dem Wochenende an Sammys Krankenbett habe ich erst mal keinen gesteigerten Bedarf, mich mit dem Tod auseinander zu setzen.
Heute dann die zündende Idee: „Genuss ist vergänglich.“. So gut ein Bier schmeckt, so klasse ein Essen schmeckt, so wohl eine Zigarette tut – nach kurzer Zeit schon ist das Gefühl verflogen. Zurück bleibt die Erinnerung an das kurze Vergnügen; und selbst die verblasst.
spiegel
Verfasst von norbert unter nachgedacht am 21. April 2008
Die Welt ist voller netter Menschen! Ok, so mancher lässt es sich nicht auf den ersten (oder zweiten) Blick anmerken. Und doch kommt es mir so vor.
Da höre ich immer wieder, wie schwierig A doch sei und wie bevormundent. Und dann stellt sich heraus, dass A ein humorvoller, netter, ja fast väterlicher Typ ist. Wäre ich ein in dieser Hinsicht empfindlicher Mensch, hätte ich wohl 5-7 seiner Sätze als persönlichen Angriff werten können. Bin ich aber nicht :).
Oder B, der mir auf den ersten Blick irgendwie arrogant erschien, sich im Nachhinein jedoch auch wieder als netter, freundlicher Geselle entpuppt hat. Im Nachhinein, als ich nämlich meine Unsicherheit abgelegt hatte und offenen Herzens auf ihn zugegangen bin.
Ja ja, die Welt ist eben doch ein Spiegel.
freiheit
Verfasst von norbert unter fundstücke, nachgedacht am 19. September 2007
Gerade bei Zitate gefunden:
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,
daß er tun kann, was er will,
sondern das er nicht tun muß,
was er nicht will.
umsichtig
Verfasst von norbert unter nok's tagebuch am 15. April 2007
Möglichst Nichts ausser acht lassen. Versuchen, alles zu bedenken und in die Überlegungen einzubeziehen. Rücksichtsvoll sein ohne mich dabei zu vergessen. Die Balance wahren zwischen meinen Interessen und den Bedürfnissen meiner Umgebung – Menschen, Tieren, Natur.
Vor allem auch ausgewogen mit mir selbst umgehen: den schmalen Pfad zwischen dem Streben nach Sicherheit und Kontrolle und dem befreienden Gefühl des sich-in-den-Augenblick-fallen-lassen finden.
Also alle Gedanken an Haus, Auto, Zukunft beiseite gewischt, mit einer dampfenden Tasse Cappuccino auf die Terasse gesetzt und die warme Sonntag-Morgen Sonne genossen – das ist umsichtig.
selbstverständnis
Verfasst von norbert unter nachgedacht am 10. April 2007
Was siehst du? Was siehst du nicht?
Du gehst eine Strasse entlang. In einiger Entfernung erkennst du einen Mann, der dir entgegen kommt. Noch ein Stück weiter führt eine Frau einen Hund spazieren. Klick, Momentaufnahme! Beschreibe, wie viele Lebewesen auf der Strasse unterwegs sind und ihre Entfernungen zueinander.
Wir sind vier.
Nein, wir sind mehr. In den Bäumen sehe ich drei Vögel, also sind wir sieben. Der Mann ist achtzehn Meter weit entfernt, die Frau fünfzehn. Der Hund dreizehneinhalb, er zieht ihr voraus, liegt in seinem Halsband. Die Vögel befinden sich in zehn Meter Höhe und sitzen je einen halben Meter auseinander. – Nein! In Wahrheit tummeln sich auf dieser Strasse Milliarden Lebewesen. Nur drei davon sind Menschen. Eines ist ein Hund. Ausser den drei Vögeln sitzen noch 57 weitere in den Bäumen, die ich nicht sehe. Die Bäume selber sind Lebewesen, in deren Blattwerk und Borke Myriaden von Insekten wohnen. Das Gefieder der Vögel besiedeln Milben, ebenso wie die Poren unserer Haut. Der Hund vereint auf seinem Fell eine halbe Hundertschaft Flöhe, vierzehn Zecken, zwei Mücken und in Darm und Magen Tausende winziger Würmer. Sein Speichel ist gesättigt mit Bakterien. Ähnlich besiedelt sind wir, und die Entfernung all dieser Lebewesen zueinander beträgt praktisch null. Sporen, Bakterien und Viren schweben in der Luft, bilden organische Ketten, deren Teil wir sind, verflechten uns alle zu einem Superorganismus, und ebenso verhält es sich im Meer.
Was bist du?
Ich bin in weitem Umkreis die einzige menschliche Lebensform.
Du bist ein Partikel.
Ein Partikel in der Vielfalt. Keinem anderen Menschen gleichst du vollständig, wie keine Zelle einer anderen in jedem Detail gleicht. Irgendwas ist immer anders. So musst du die Welt betrachten. Als Spannbreite von Ähnlichkeiten. Ist es nicht tröstlich, dich als Partikel begreifen zu dürfen, wenn dir dafür Einzigartigkeit zugestanden wird?
Du bist ein Partikel in Raum und Zeit.
[Aus: Der Schwarm von Frank Schätzing]